Bericht Anika 2009

Mein Praktikum bei GAC

Durch die Gegend geschüttelt in den vollen Bussen bewegt man sich, im dichten Straßenverkehr, langsam den Berg hinauf. Auf dem Weg vom Vergnügungsviertel direkt zum größten Shoppingcenter der Stadt!
Nur wenn man aufmerksam ist fallen einem die kleinen bunt bemalten Häuschen am rechte Straßenrand auf.
Hinter dieser ersten Reihe freundlich wirkender Häuser, dem frisch mit Rollrasen ausgelegten Wall und dem weiß gestrichenen Mäuerchen dahinter, erstreckt sich die Favela „Morro do Papageio“ mit ihrem 40 000 Einwohnern. Farbe für die erste Reihe hat die Stadt gesponsert. Dahinter erwarten einen ganz verschiedene Verhältnisse…

Anfang März habe ich mein Praktikum bei GAC begonnen. Einfach weil mich die brasilianische Kultur in ihren Bann gezogen hat (ich bin vorher schon einmal in der Stadt gewesen…) und mich das Projekt fasziniert hat. Ich studiere noch nicht: kein Pflichtpraktikum, kein Zeitdruck… das ist mir im Nachhinein sehr zu Gute gekommen!

Die Kinder begrüßen einen! Jeder auf seine Weise… die Einen schütteln einem die Hand, Andere haben davon noch nie etwas gehört. Es scheint ihnen egal zu sein, ob man sie versteht oder nicht und die Meisten bringen eine erstaunliche Geduld auf, eine Frage immer wieder zu wiederholen.
Der Anfang war trotzdem nicht so ganz leicht. Ich war erst mal auf mich allein gestellt. Ich bin unglaublich vielen neuen Gesichtern begegnet, für mich ungewohnten Namen und ganz anderen Lebensgeschichten.

Der Alltag bei GAC läuft! Auf den ersten Blick läuft er gut! Die Kinder haben jeden Tag ihre verschiedenen Workshops: von Tanzen und Singen, über Basteln, Computerunterricht und ein bisschen Englisch und Deutsch, was ich gemacht habe.

In der ersten Woche habe ich jedoch zunächst erst mal selber an den Workshops teilgenommen, habe mir von den Kindern alles erklären lassen und habe Fragen gestellt wie meine Arbeit denn nun aussehen wird und was für Möglichkeiten ich habe meine Workshops zu gestalten.

Mir hat das Praktikum bei GAC sehr viel Spaß gebracht und ich bin gerne zur Arbeit gegangen. Ich bin mit den Kindern gut zurecht gekommen, habe mich gut mit den „Erziehern“ verstanden und bin sogar mit der Gruppenleiterin klar gekommen. All das beruht natürlich alles auf Gegenseitigkeit, aber es Bedarf vor allem auch einer unglaubliche Geduld und viel Verständnis der brasilianischen Mentalität gegenüber!

Abgesehen davon, dass Brasilianer einfach „anders ticken“ (das wird in der Favela vielleicht noch deutlicher) ist es mangelnde Organisation, an der ich manchmal beinahe verzweifelt wäre.
Ein Familienfest zum Muttertag(!), welches dann eine Woche vorher verschoben wurde, dann nach einem scheinbar komplizierten Terminfindungsprozess in 1/4- Umfang 2 Monate später stattfindet (ohne, wie geplante mit allen Familien und nur mit der Hälfte der Kinder) war der Höhepunkt!

Wie gesagt, der Alltag läuft! Die Kinder haben Spaß kommen gerne in die Kindertagestätte, Sie nehmen gerne an dem mehr oder weniger strukturierten Tagesablauf teil, freuen sich über das Essen (besonders natürlich so was wie den riiiiesen Geburtstagskuchen) und hängen nicht auf der Straße rum! Besucher wundern sich immer wieder was für akrobatischen Leistungen die Kinder zum Beispiel im Capoeira Unterricht auf die Beine stellen.
Fast alle Kinder sind mit großer Begeisterung dabei und nehmen überwiegend regelmäßig teil. Das Programm ist vielseitig und jedes Kind hat seine speziellen Vorlieben und Abneigungen.

Was mir mit der Zeit immer deutlicher geworden ist, dass das Projekt viel mehr Kapazitäten hat. Mit ein bisschen mehr Organisation und vor allem einer strukturierteren Umsetzung (der guten Ideen, die durchaus vorhanden sind) könnte man den Kindern noch viel mehr bieten! Ich hatte immer wieder neue Ideen, was man nicht alles machen könnte, aber wegen meiner begrenzten Zeit in Belo Horizonte war das unmöglich.
Ganz besonders habe ich die Einzelgespräche mit den Kindern für die Updates der Paten genossen. In diesen Gesprächen habe ich noch viel mehr über die familiären Hintergründe erfahren und man konnte persönliche Bedürfnisse erahnen, wenn sie nicht sogar direkt von den Kindern angesprochen wurden. Auch die Beschäftigung mit einem einzelnen Kind in einer Unterrichtsstunde während die Andere gemalt haben hat immer gut getan: mir und den Kind!

Ich habe mich sehr gut durchgewurschtelt und es hat mir Freude bereitet. Ich habe sehr viel über mich und die brasilianische Kultur gelernt und werde sicher wieder kommen…
Allen Anderen wünsche ich (noch weiterhin) viel Spaß bei ihrem Einsatz. Auch wenn es für den einen oder anderen manchmal nicht so ganz leicht ist, waren es bei mir die kleinen Dinge und die kleinen Erfolge, die mich sehr glücklich gemacht haben. Diese Momente lassen einen die Kinder spüren!!


An Alle liebe Grüße aus Hamburg,
Beijoooos, Anika
Anika