Newsletter: April – Mai – Juni 20071. Neuer Rekord Die beste Nachricht gleich zu Beginn: Im Monat April wurden so viele Patenschaften wie noch nie abgeschlossen. Insgesamt durften sich 18 Kinder aller Altersgruppen über ihre neuen Pateneltern freuen. Unser Patenschaftsprogramm erfasst somit mittlerweile 95 GAC-Kinder, also fast die Hälfte aller Kinder die GAC besuchen. 2. Workshop Informatik Völlig überraschend kamen die zahlreichen Ostergrüße unserer Patenkinder, allesamt eigenhändig an GAC-Computern erstellt: Man sieht, dass die Arbeit fruchtet und es den Kindern, wie hier im Falle Gesianes, offensichtlich auch viel Spaß bereitet mit dem PC umzugehen. Der Informatikunterricht ist mittlerweile fester Bestandteil des Stundenplans bei GAC geworden und ist auch einer der beliebtesten Workshops. Neben dem Umgang mit dem Programm „Paint“ lernen die Kinder auch das Schreiben im „MS Word“. Auch hier sind schon einige Briefe an die Paten entstanden. Lehrer und Erzieher bemerken natürlich die extremen Schwierigkeiten, die die Kinder beim Schreiben der portugiesischen Sprache haben. Kinder im für uns vermeintlich „schreibsicheren“ Alter machen extrem viele Orthografiefehler bzw. brauchen Ewigkeiten, einen eigenen Satz zu verfassen. Das mehrfache wöchentliche Training soll ihnen helfen, auch dabei mehr Sicherheit zu gewinnen. 3. Besuch beim Patenkind Eine unserer neuen Patinnen besuchte nicht nur ihre Tochter, die seit mittlerweile 2 Monaten bei GAC beschäftigt ist, sondern suchte sich auch gleich ein Patenkind aus. Allerdings blieb es nicht bei dem ursprünglich geplanten einem Patenkind … sein Bruder setzte sich bei den Gesprächen (siehe Foto) gleich mit dazu und hat das Herz Renates weich werden lassen … nun sind beide Jungs ihre Patenkinder! 4. Simone geht / Ana Carina kommt … Ende April hat unsere Praktikantin Simone nach 3-monatigem Aufenthalt GAC wieder verlassen. Sie hatte wegen des Einsatzes bei GAC ihren Job aufgegeben und muss nun natürlich wieder ans (entlohnte) Arbeiten denken. Die GAC-Leitung bedankte sich bei ihrer Abschlussfeier für ihren Einsatz. Simone war ebenfalls eine große Hilfe bei der Patenbetreuung. Der ein oder andere Pate dürfte sicherlich schon bemerkt haben, dass viele E-Mails von Patenkindern aus ihrer Feder stammten. Da Simone nun eine Lücke hinterlässt, hat Kinderhorizonte auch gleich einen fast übergangslosen Wechsel gesorgt. Am 18. Mai trifft die neue Praktikanten Ana Carina bei GAC ein. Sie ist 24 Jahre alt und studiert Diplompädagogik an der Uni in Münster. Sie wird ebenfalls ein 3-monatiges Praktikum absolvieren. 5. Deutschkurs für GAC-Kinder Während des letzten GAC-Direktion-Meetings, zu dem ich auch eingeladen war, wurde neben den Alltagsproblemen auch eine neue Idee für den Sprachunterricht diskutiert. Da nicht nur GAC, sondern vor allem unsere Patenkinder bemerkt haben, dass wir als deutsche Hilfsorganisation dem Projekt einen „gewissen Stempel“ aufgesetzt haben, besteht der Wunsch, dass sich dies auch im Sprachunterricht widerspiegelt. Immer wieder fragen uns auch die Kinder bei GAC, ob wir ihnen nicht Deutsch beibringen könnten. Dies kommt natürlich nicht von ungefähr, da sie doch liebend gerne die Briefe ihrer Pateneltern aus Deutschland selber lesen würden … Laut Meinung der GAC-Leitung wäre es gerechtfertigt, den Kindern Deutsch- unterricht zu geben, zumal wir ja gegenwärtig und auch zukünftig vorhaben, ständig zwischen 1 und 3 deutschsprachige Praktikanten vor Ort zu haben. Somit wäre gewährleistet, dass der notwendige Lehrkörper existiert. Da der derzeitige Stundenplan kaum noch Erweiterungen zulässt ist geplant, den Englisch-Kurs durch Deutschunterricht zu ersetzen. Englischunterricht soll es jedoch weiterhin für interessierte und besonders sprachtalentierte Kinder geben (die gibt es tatsächlich!), der sich dann auf eine wesentlich kleinere Gruppe beschränkt. GAC und auch Kinderhorizonte sind der Meinung, dass diese Variante unserem Profil als deutsche Hilfsorganisation näher kommt, außerdem ein sehr großes Interesse bei den Kindern besteht und letztendlich auch die Paten vielleicht eines Tages von den Ergebnissen profitieren können!?
1. Beginn Anti-Drogen-Projekt Im Mai hat unter der Leitung unserer freiwilligen Helferin Juliane das Anti-Drogen-Projekt in der Gruppe der 6 bis14-jährigen Kinder begonnen. Zunächst wurde ein aufklärender Spielfilm gezeigt, bei dem ein jugendlicher Basketballspieler (Leonardo di Caprio) in die Welt der Drogenszene gerät. In der Folgewoche wurde ärztlicher Vortrag zum Thema „Drogen“ gehalten, der hauptsächlich dazu dienen sollte über die Schädlichkeit und Wirkung von Drogen aufzuklären. Parallel dazu beginnen die Kinder in Gruppen von 15 Personen an der Kreation ihres Anti-Drogen-Logos zu basteln, von denen dann das Schönste auf den GAC-Uniformen erscheinen soll. Ausführliche Infos zum Programm, Durchführung und Prämierung des Anti-Drogen-Projekts, welches durch eine Patenfamilie initiiert und finanziert wurde, findet ihr auf unserer Homepage. Hierfür wurde ein eigenes Untermenü geschaffen, welches wöchentlich aktualisiert wird.
2. Neu ausgestattetes Computerkabinett Aufgrund einer Privatinitiative einer Familie aus Belo Horizonte bekam unser Computerkabinett ein vollkommen neues Gesicht …
Der Anlass der Spende ist eher traurig, aber sollte trotzdem erzählt werden, da er wiederum auch sehr bewundernswert ist: Der einzige Sohn (José Felipe, 14 Jahre alt) der Familie kam bei einem Unfall auf der Fazenda der Familie ums Leben. Andreia, Felipes Mutter, erzählt über ihren Sohn, dass er niemanden leiden sehen konnte und schon sehr früh angefangen hatte, ärmeren Menschen zu helfen … „und wenn es nur mit einem belegten Brötchen oder einem Stück Pizza war …“. Er hatte diese Vision von einer gerechteren Welt. Als er am 14. Mai 2005 das Haus verließ und seine Schwester ihn fragte, was sie sagen sollte, wenn jemand nach ihm fragte, sagte er „Não diga aonde eu fui, diga que fui fazer caridade“ (Sag nicht, wo ich hingegangen bin, sag einfach, dass ich etwas Gutes machen werde.) Genau dies war auch sein Lebensstil, bestätigt seine Mutter. Egal wo, er sich befand und wie es ihm ging, er vergaß nie, dass es hilfsbedürftige Personen gab. Leider kehrte an diesem Wochenende nicht nicht mehr zurück. Der Splitter eines explodierenden Motorradteils traf ihn tödlich am Kopf. Die Mutter, vollkommen in Trauer gestürzt, erhob ihren Kopf und will nun die Visionen, die ihr Sohn hatte, als letzte Ehrung für ihn verwirklichen: Sie spendete das Mobiliar für 12 PC-Arbeitsplätze, renovierte den bereits vorhandenen Raum und wird auch noch die fehlenden PC´s kaufen. Außerdem bezahlt sie die laufenden Lohnkosten für den Informatik-Lehrer. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Als ich das neu eingerichtete Computerkabinett sah, traute ich meinen Augen fast nicht und fühlte mich das erste Mal bei GAC nicht wie mitten in der Favela. Der Spenderin gilt unser Dank für ihre Großherzigkeit! 3. Neue Features auf der Kinderhorizonte Homepage Genau wie unser Projekt im letzten Jahr gewachsen ist, wächst auch unsere Homepage immer mehr. Durch das mittlerweile schon recht umfangreiche Angebot an Workshops, haben wir ein neues Untermenü erstellt, was speziell auf die Inhalte der bei GAC angebotenen Workshops eingeht. Zudem wurde der Menüpunkt „Was bietet GAC an?“ in 3 Untermenüs gegliedert:
Ebenfalls als neues Feature findet ihr auf der KH-Startseite über dem Hauptmenü eine Suchfunktion. Durch die Eingabe von Suchwörtern findet ihr euch jetzt mit etwas Glück leichter auf der Homepage zurecht. 4. Praktikantin Anna-Carina Hier Anna-Carinas erste Eindrücke von GAC und ihre künftigen Aufgaben: „Ich bin jetzt seit knapp zwei Wochen bei GAC und habe mich soweit gut eingelebt. Die Tagesstätte gefällt mir gut, was zum größten Teil an den Kindern liegt! Von ihnen wurde ich sehr herzlich empfangen und genieße täglich aufs Neue ihr Lächeln und „Schmusebedürfnis“. (Dieses kommt natürlich nicht von ungefähr…Die Geschichten, die einige Kinder aufzuweisen haben sind oft unfassbar. Hinzu kommt die häusliche Gewalt, die hier alltäglich ist und darüber hinaus als normal gilt.) Nachdem ich nun zwei Wochen die Kinder, die Arbeit der Erzieherinnen und verschiedene Workshops beobachtet und kennen gelernt habe, werde ich ab nächster Woche Deutsch unterrichten. Jedes Kind wird dann einmal pro Woche meinen „Deutschkurs“ besuchen, den ich hauptsächlich spielpädagogisch gestalten möchte. Ziel des Kurses soll dabei eine Annäherung sowohl an die deutsche Sprache als auch an die deutsche Kultur sein. Dies ist vor allem für jene Kinder interessant, die einen deutschen Paten bzw. eine deutsche Patin haben.“ 5. Festa da Familia bei GAC Im Monat Mai findet zu Ehrung der Muttertags in vielen Schulen das so genannte “Festa da Familia” statt, so auch bei GAC. Auch diesmal wurde vorher wieder viel gebastelt und einstudiert, um den Eltern in ihrem Ehrentag ein würdiges kulturelles Programm bieten zu können … und das war es wirklich!
1. NEU: Psychologische Betreuung der GAC-Kinder In einer GAC-Direktionssitzung Ende Mai, hat eine Gruppe von 4 staatlich anerkannten Psychotherapeuten (Grupo Alcance) ihr Projekt zur Betreuung von Kindern, Eltern und auch Erziehern vorgestellt. Wer GAC kennt, weiß dass der Bedarf für psychologische Betreuung enorm hoch ist. Es gibt sehr viele hyperaktive, geistig verwirrte, aber auch sehr aggressive Kinder – hauptsächlich in der großen Gruppe. Auf Anraten des Hausarztes oder auch seitens GAC beginnen die Eltern/Kinder Psychotherapien, brechen sie aber aus Kostengründen (Geld für den Bus!) irgendwann ab. Dies soll nun der Vergangenheit angehören. Die 4 Psychotherapeuten schlagen vor, einmal pro Woche 4 Stunden bei GAC tätig zu sein. Es sollen Gruppen- und Einzeltherapien durchgeführt werden. Das Projekt klingt sehr ausgereift und der Preis dafür ist als symbolisch zu betrachten. Laut offizieller Ärztetabelle kostet eine psychotherapeutische Behandlung zwischen 46 R$ (Gruppentherapie) und 56 R$ (Einzeltherapie). Unsere 4 Helfer schlagen einen Preis von 5 R$ (ca. 2 Euro) pro Therapie vor, um den sozialen Charakter ihrer Arbeit zu unterstreichen. In Abstimmung mit GAC, deren Leitung ebenfalls vom Sinn dieses Projekts überzeugt ist, hat Kinderhorizonte entschieden, die monatlichen Kosten von 350 R$ zu übernehmen. Die psychologische Betreuung bei GAC wird vor allem dafür sorgen, dass die Kinder regelmäßig behandelt und die Eltern dieser Kinder finanziell sehr stark entlastet werden. Am Ende jedes Monats wird die Ärztegruppe an Kinderhorizonte Bericht erstatten. 2. Übersetzungen von Patenbriefen Sicherlich haben es schon viele unserer Paten bemerkt. Es gibt eine neue Helferin unseres Projekts. Ihr Name ist Cristiane Hettich, sie ist Brasilianerin, lebt aber schon seit vielen Jahren in Deutschland. Während eines Besuches in ihrer alten Heimat Belo Horizonte, besuchte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann unser Kinderhilfsprojekt in der Favela und erklärte sich während spontan dazu bereit, bei der Übersetzung des Briefverkehrs zwischen Paten und Patenkindern zu helfen! Bei mittlerweile fast 100 Patenschaften kann sich sicher jeder vorstellen, dass dies eine Menge Arbeit bedeutet. Ihr Sprachkenntnisse sind übrigens hervorragend und ihre Übersetzungen qualitativ einwandfrei. Bleibt zu hoffen, dass auch die Paten, die in letzter Zeit keine Post von ihren Patenkindern bekommen haben, demnächst mal eine E-Mail von Cristiane in ihrer Mailbox finden werden. 3. Nun auch Deutschunterricht … Praktikantin Anna-Carina hat Anfang Juni begonnen, Deutschunterricht bei GAC zu geben. Von den Ergebnissen und Schwierigkeiten berichtet sie in ihrem eigenen Kapitel 5. Mit der gleichen Dynamik, wie Anna ihren Unterricht gestaltet, erlernen die Kinder die für sie bisher völlig fremde deutsche Sprache. Noch besser ist aber, dass die Kinder ihr Wissen auch gleich anwenden und jeden deutschen Besucher bei GAC dann auch gleich mit ihrem noch kleinen Wortschatz begrüßen. Schade, dass Anna nur 3 Monate bei GAC bleibt und wir dann natürlich immer wieder für neuen Praktikanten-„Nachschub“ sorgen müssen. Unser Praktikant Tim, der ja nun nach 9 Monaten bei GAC schon fast zum „Inventar“ gehört, unterstützt Anna bei der Durchführung des Deutschunterrichts. Im Juli wird Tim nach Deutschland zurückkehren, um sich auf sein Studium vorzubereiten und noch etwas Urlaub zu machen. Sicherlich wird GAC bei ihm viele Spuren hinterlassen … 4. Der Hit … die Trommel- und Tanzstunde mit Janderson Seit einem reichlichen Monat bringt Janderson mit Können, Spaß und Leidenschaft den Kindern sein Handwerk bei. Mit 9 Jahren war er schon mit der Kindertrommelgruppe von Olodum und dem Projekt „Axé“ in Europa unterwegs. Voriges Jahr trat er u.a. beim Brasil-Festival während der WM in Deutschland auf … ein Vollblut-Profi. Von den Kindern wird er dafür geliebt, dass sie sich bei seinem 2-Stunden-Powertraining voll austoben können … eher weniger beliebt sind seine Lektionen in Sachen Disziplin, aber er weiß aus eigener Erfahrung „Ohne Fleiß kein Preis. Ohne Disziplin kein Erfolg“. Siehe hierzu auch die Fotos und den Film im Bereich „Was bietet GAC an / Workshops“! 5. Zwischenbericht von Praktikantin Anna-Carina (Originaltext) „Ich mach da mal ne „Aula de alemão“ ist doch leichter gesagt als getan! Und „nur“ 10 Kinder können einen ganz schön auf Trab halten, vor allem wenn ¾ von ihnen 10 Minuten vorher noch den Power-Trommelkurs hatten und quasi noch aufgeladen voller Hummeln im Arsch zum Unterricht kommen! Dazu kommt, dass die Vormittagskinder direkt nach der Deutschstunde zur Schule müssen, d.h. sie sind völlig hippelig, fragen alle 10 Minuten, ob sie gehen können, weil sie befürchten den Bus zu verpassen. Und der Rest der Kinder lässt sich zudem noch als „temperamentvoll“ beschreiben … Aber was einen dann doch nicht verzweifeln lässt ist die Freude der Kinder, wenn sie merken, dass sie ein deutsches Wort richtig sprechen. Sie können mittlerweile ca. 10 Begriffe wie Apfel, Banane, Hund benennen und sie sich vorstellen. Einige Zahlen, die vor allem durch den Reim „1,2,3 … Kinderpolizei“ (Super-Idee von Juliane) gerne geübt und intensiviert werden, können die Kinder auch. Wenn ich sie frage „Wie geht’s?“ kommt meist wie aus der Pistole geschossen „Gut!“ (ok, eher „gutschi“). Ich freue mich täglich, wenn ich die Kinder mich mit „Hallo“ begrüßen oder zu mir kommen und laut „Apfel“, „Banane“ oder „Orange“ rufen! Die Mühen lohnen sich also! Der Englischunterricht ist wieder neu gestaltet. Und zwar in der Formation, dass es freitags morgens und abends je 1 Gruppe mit 10 Kindern gibt, die Interesse und Spaß haben Englisch zu lernen. Da hier lediglich die Kinder anzutreffen sind, die wirklich Lust haben, ist die Motivation relativ hoch und dementsprechend eine super Gruppenatmosphäre und auch Gruppendynamik. Wir sind jedes Mal erstaunt, wie sprachtalentiert die Kinder sind und selbst komplexe Sachverhalte schnell erfassen können. 6. Festa Junina Am 29.Juni fand bei GAC das traditionelle „Festa Junina“ statt. Dieses Fest ist eine Imitation einer traditionellen Bauernhochzeit und wird jedes Jahr zu Ehren des São João, Santo Antônio und São Pedro Ende Juni gefeiert. Da es um diese Jahreszeit recht kalt für brasilianische Verhältnisse ist, gibt es heiße Speisen und Getränke. Unter den Kindern sind Popcorn, Maniokbrei und Hot-Dogs am beliebtesten, die Erwachsenen wärmen sich mit Glühwein und Quentão (Zuckerrohrschnaps mit Gewürzen) auf. Anschließend wird getanzt! Allerdings kein Samba, sondern eher traditionelle Paartänze und Ringelreihen (Quadrilha). Zum Schluss werden noch eine Braut und ein Bräutigam gekürt.
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